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Online Workshop: Ein Stromausfall als Turbolader für Teamwirksamkeit

· Onlinemoderation,Reflexion

Statt eines Dramas hat ein perfekt getimter Stromausfall bei mir, dem Prozessmoderator, den Beteiligten eine wichtige Erkenntnis vermittelt: Wir sind gemeinsam in der Lage, auch so eine Situation erfolgreich zu bewältigen. Im Folgenden beschreibe ich zuerst den Prozess (wen es interessiert - sonst direkt zum „Stromausfall“ scrollen).

An dem Workshop nahmen 20 Mitarbeiter aus zwei stationären Pflegeeinrichtungen eines Diakonieverbands teil. Das Ziel war, gemeinsam Ideen zu identifizieren, um Miteinander und Zusammenarbeit zu verbessern. Gesucht waren kleine, praktische Ideen, die gleichzeitig den Teams zeigen, dass sie etwas verändern und verbessern können. Der Workshop bestand aus zwei jeweils eineinhalb Stunden langen Einheiten getrennt durch eine halbstündige Pause.

Den Auftakt machte ein Check-in in Kleingruppen zu der Frage, Was sind denn kleine schöne Momente bei Ihrer Arbeit? Nach diesem Aufwärmen ging es um eine Momentaufnahme der Stimmung. Via Mentimeter wurden vier Fragen zur Teamarbeit, Zusammenarbeit am Standort und in der Gesamtorganisation sowie zur Selbsteinschätzung gestellt.

Nach diesem Stimmungsbild wurde in neu gemischten Vierergruppen reflektiert: Was haben wir gerade gesehen, was schließen wir daraus? Darauf folgten im Plenum einige Minuten Einzelarbeit: "Welche Idee habe ich, um unsere Arbeit mit einem konkreten Schritt zu verbessern?"

Mit diesen Ideen ging es in Kleingruppen, den Standorten zugeordnet. Aufgabenstellung war, sich gegenseitig die Ideen vorzustellen und eine oder maximal zwei Ideen zu priorisieren. Zurück im Plenum stellten die Kleingruppen ihre priorisierten Ideen vor, von mir für alle sichtbar auf einem Miro Board dokumentiert. Sieben Ideen kamen so vor der Pause zusammen.

Die zweite Etappe begann mit der Frage, wer an welcher Idee mitarbeiten will. Auf diese Weise fanden sich fünf Kleingruppen, jetzt entsprechend der Themeninteressen zugeordnet. Für die weitere Arbeit gab es mit einem Inhaltsraster vorbereitete Etherpads: Als Unterstützung dafür, die Idee in groben Zügen auszuarbeiten, den ersten Schritt zu formulieren und um zu klären, wer daran weiter arbeiten wird.

Zurück im Plenum präsentierte die erste Gruppe ihre Idee. Die Gesamtgruppe war eingeladen, zu hinterfragen und zu ergänzen. Und zum Schluss der ersten Idee folgte noch die Frage nach der Verantwortlichkeit, die noch nicht klar definiert war. Eine Beteiligte erklärte sich bereit.

Der Stromausfall

Plötzlich: Zu Beginn der zweiten Idee fliege ich aus der Videokonferenz. Ein totaler Stromausfall und nicht nur für einige Sekunden. Der Strom kommt nicht zurück, fast eine Stunde lang. Ich rufe den Vorstand an, der mit in der Konferenz ist. Zunächst bekomme ich ihn nicht, oje, dann ruft er zurück. Sie sind noch in in der Konferenz. Zum Glück bekam ein Beteiligter automatisch den Co-Host-Status zugewiesen. Er teilte seinen Bildschirm und nach dem gleichen Muster wie bei der ersten Idee arbeitete die Gesamtgruppe die vier weiteren Ideen ab. Alle fünf Ideen sind nun mit einem ersten Schritt und einer Verantwortlichkeit dokumentiert. Und zu guter Letzt macht die Gruppe auch noch alleine einen Check-out. Und dabei wird den Beteiligten bewusst: "Wir haben alleine die Situation gut bewältigt". Was beweist: Je weniger wir als Moderatoren eingreifen, desto mehr kann die Gruppe ihre eigene Teamwirksamkeit entdecken und entfalten.

Ich überlege schon, gezielter mit Stromausfällen zu arbeiten ...